Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 

Dieses Forum ist leider nicht mehr aktiv. Bitte besucht uns unter folgendem Link

Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 636 mal aufgerufen
 Boxen, Stellplätze und Weiden
Mister Ed Offline

Admin


Beiträge: 1.029

13.03.2006 13:58
Box, Paddock oder Offenstall? Antworten


Auf der Suche nach dem idealen Einstellbetrieb stößt man zwangsläufig auch auf die Frage, welche grundsätzliche Haltungsform für das eigene Pferd eigentlich die richtige ist: reine Boxenhaltung, Boxen mit Paddocks oder gar ein Freilauf- oder Offenstall.

Sport- aber auch Freizeitpferde wurden in unseren Breiten zu Luxusgeschöpfen, denen man ihre ureigensten und natürlichen Bedürfnisse wie Bewegung, Luft und Licht abspricht - und die man häufig in engen Boxen mit wenig Licht und spärlichen Auslaufmöglichkeiten hält. Obwohl in den letzten Jahren ein deutlicher Trend zu artgemäßen Haltungsformen zu beobachten ist, fristen immer noch zuviele Pferde ein tristes Dasein in schlecht belüfteten, dunklen Ställen und engen Boxen, die sie im besten Fall eine Stunde pro Tag verlassen, um in einer Reithalle ohne jegliche Umweltreize und unter beträchtlicher Staubbelastung ihre Runden zu drehen. Und weil Reiter auch einen pferdefreien Tag brauchen, vergattern sie das arme Tier zu einem Ruhetag, an dem es seine Boxenwände rund um die Uhr betrachten darf (was sich von Sonntag Vormittag bis Montag Abend durchaus auf 36 Stunden summieren kann).
Pferde sind sensible Tiere mit sehr individuellen Ansprüchen. Sie sind jedoch nur dann in der Lage, Leistungsbereitschaft, Fitneß und Kondition optimal zu entwickeln, wenn ihre von der Natur gegebenen Haltungsansprüche erfüllt werden. Weidegang stärkt die Muskulatur und das Immunsystem, zudem ermöglicht er den Tieren sozialen Kontakt zu Artgenossen. Ganz sicher würden viele "Zivilisationskrankheiten", Allergien, Wesensveränderungen und Verschleißerscheinungen gar nicht erst entstehen, würden wir bei den Ursachen ansetzen: Der Haltung bzw. "Aufbewahrung" unserer Pferde.
Die Stallhaltung

Die Box ist in unseren Breiten Lebensraum für mehr als die Hälfte aller Pferde. Ob sie der optimale Lebensraum ist, sei jedoch dahingestellt. Die Vorteile der Boxenhaltung liegen besonders beim Sportpferd auf der Hand: Die vor der Arbeit nötige Fellpflege ist auf ein Minimum an Zeit und Aufwand reduziert. Das Futter kann individuell verabreicht werden, das rangniedrige Pferd hat Zeit, es aufzunehmen, es hat keinen Streß beim Fressen. Die Verletzungsgefahr ist gerade bei Pferden, die eine andere Haltung nicht kennen, in der Box deutlich geringer als beispielsweise in einem Laufstall.
Nicht zuletzt sind es auch wirtschaftliche Überlegungen, die vielfach für die Boxenhaltung sprechen.
Für den Stallbetreiber ist schließlich die Wirtschaftlichkeit seines Betriebes am wichtigsten. Ein Boxenstall ist überall da, wo das Platzangebot eingeschränkt ist - besonders an der Peripherie einer Großstadt oder in Gebirgslagen - flächenfreundlich. Er ermöglicht effizientes Arbeiten mit geringem Personalaufwand.
Außerdem sieht eine gepflegte Boxenreihe auch recht attraktiv aus und verkauft sich gut - vorausgesetzt, die Pferde sind in einem guten Futter- und Pflegezustand.

Die Beschaffenheit der Box

Das Mindestmaß einer Box für Großpferde laut EU-Norm beträgt 3 x 3 Meter. Allerdings sollte man den Trend zum hohen Stockmaß berücksichtigen. Das würde im Falle einer Stallplanung bedeuten, die Boxen eher in den Maßen 3 x 4 m zu konzipieren. Schließlich soll sich das Pferd bequem umdrehen, hinlegen und wälzen können. Die Höhe eines Stalles - so besagt eine alte Faustregel - ist mit der doppelten Widerristhöhe zu berechnen, da ansonsten die Möglichkeit einer reibungslosen Luftzirkulation eingeschränkt wird. Weiters ist zumindest ein Quadratmeter Fensterfläche pro Pferd für ausreichend Licht vorzusehen. Außen- oder Fensterboxen haben den Vorteil, daß die Box gut mit Frischluft versorgt ist und daß das Pferd Anteil an seiner Umwelt nehmen kann. Fensterflächen, mit denen Tiere in Kontakt kommen, müssen aus Sicherheitsglas bestehen, um jedwedes Verletzungsrisiko auszuschließen.
Bei Außenboxen ist weiters zu beachten: Ist neben der (zweigeteilten) Türe kein weiteres Fenster vorgesehen, so muß der obere Teil der Türe lichtdurchlässig sein, da das Pferd sonst völlig im Dunkeln steht, wenn die Box geschlossen ist. Eine Alternative wären auch zusätzlich angebrachte Oberlichten, die zudem für eine gute Belüftung sorgen. In Ställen mit zwei oder mehr Boxenreihen muß geklärt werden, welche Fensterseite bei Zugluft zu schließen ist und wer dies zu tun hat.
Um Streit zwischen den Pferdebesitzern zu vermeiden, regelt am besten der Reitlehrer oder Stallbesitzer, wann welche Fenster wie lange geöffnet werden. Zumal der Verantwortliche ja auch darauf achten muß, daß - nächster Punkt - bei kalter Witterung die Tränken nicht einfrieren.
Optimale sind Stallungen mit nur eine Boxenreihe pro Stalleinheit und ausreichend isolierten Wasserleitungen, die auch Minusgraden standhalten. Da Schnee und Regen nicht in die Box dringen soll die Fensterseite von Boxen der Wetterseite abgewandt sein. Auch ein Vordach bietet Schutz gegen widrige Witterungsverhältnisse.

Paddock-Boxen
Eine deutliche Steigerung der Lebensqualität bieten Paddock-Boxen. Auch wenn die "Vorgärten" nicht allzu groß sind, ermöglichen sie dem Pferd (dosierte) Luftsprünge, Wälzen und vor allen Dingen Sozialkontakt zum Nachbarn. Selbst wenn die ersten Tage von Quietschen und Rangeleien um die Rangordnung gekennzeichnet sind, verbindet die Tiere normalerweise bald eine tiefe Freundschaft.
Daß Pferde die Möglichkeit ins Freie zu gehen nur allzu gern nutzen, kann man auch daran beobachten, daß sie es vorziehen Wind und Regen im Paddock zu trotzen, als sich in den Schutz ihrer trockenen "Höhle" zurückzuziehen. Voller Neugier und Freude inspizieren sie lieber ihre Umwelt und die Vorgänge auf dem Hof.
Optimal ergänzt wird die Boxenhaltung durch regelmäßige Weidegänge, die man generell keinem Pferd vorenthalten sollten - es sei denn, es gibt medizinische Gründe für eine Boxenruhe. Völlig abzulehnen ist hingegen die Haltung in Ständen - diese antiquierte Haltungsform ist mittlerweile laut EU-Gesetz verboten!
Was muß eine Box sonst noch bieten? Eine gute Luftzirkulation ist Grundvoraussetzung für ein gesundes Stallklima, um Atemwegserkrankungen vorzubeugen, ebenso eine ordentliche Einstreu und penible Sauberkeit. Tränken und Futtertröge müssen regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden. Ein Mineralleckstein gehört ebenfalls zur Standardausrüstung einer Box. Vorsicht: Leere Lecksteinhalter sind für Pferde, die ein Stallhalfter oder eine Decke tragen, gefährlich, da sie sich leicht verheddern können.
Weitere Verletzungsgefahren bergen Gitterstäbe mit zu weiten Abständen. Hier gilt: Die Abstände müssen geringer sein als der Huf groß ist (maximal 5,5 cm). Boxentüren müssen gut verschließbar und an den Unterkanten gesichert sein, damit das Pferd mit dem Bein nicht einfädeln kann, wenn es gegen die Türe drückt oder dagegen klopft.

Der Offenstall

Für Reitpferde ist die Haltungsform des Freilaufstalles ein deutliches Mehr an Lebensqualität. Was früher Zuchtstuten, jungen Pferden und "Pensionisten" vorbehalten war, wird nun auch dem vierbeinigen Freizeit- und Sportpartner ermöglicht. "Back to the Roots" ist hier ein klarer Schritt nach vorne.
Der Offenstall - oft auch als Freilaufstall bezeichnet, zeichnet sich dadurch aus, daß das Pferd zwischen dem Aufenthalt im Freien oder dem geschützten Platz im Trockenen frei wählen kann. Obwohl sich grundsätzlich jede Rasse für diese Haltungsform eignet, findet sie vorherrschend in der Robustpferdehaltung Anwendung. Meist wird eine Gruppe von Pferden im Freilaufstall untergebracht, die dann recht schnell einen Herdenverband mit der entsprechenden Hierarchie bildet.
Die Vorteile der Offenstallhaltung: Das Pferd lebt in der ihm artgemäßesten Form. Es hat sozialen Kontakt zu Artgenossen, die Möglichkeit zur gegenseitigen Fellpflege, zum Wälzen und Scheuern - sein psychisches Wohlbefinden spiegelt sich in physischer Fitneß wider. Abhärtung, ein gesunder Bewegungsapparat, eine spannungsfreie Muskulatur und größere Resistenz gegen Krankheiten sind die erfreuliche Folge. Bei Stuten erhöht sich die Fruchtbarkeit.

Kriterien eines guten Freilaufstalls

Der Unterstand, der den Pferden zur Verfügung steht, muß ausreichend groß sein, damit auch rangniedrige Tiere bequem darin Platz finden (mindestens 10 qm pro Pferd). Er soll genügend Raum zum Liegen und Fressen bieten. Für Frischwasserzufuhr ist ständig zu sorgen - im Sommer, wie auch in der kalten Jahreszeit. Das Gebäude soll zwar an einer geschützten Stelle liegen, allerdings ist darauf zu achten, es nicht an eine Stelle zu plazieren, aus der beispielsweise herbstlicher Bodennebel nicht abziehen kann.
Der typische Offenstall ist an drei Seiten geschlossen, die Wände sollen gut isoliert sein. Die offene Seite muß der Wind- und Wetterrichtung abgewandt sein. Natürlich ist auch im Offenstall für eine ausreichende und trockene Einstreu zu sorgen, Minerallecksteine dürfen auch hier nicht fehlen. Obwohl im Sommer Gras das Hauptfuttermittel ist, muß den Pferden zusätzlich Rauh- und Kraftfutter angeboten werden. Besonders Tieren, die trächtig oder im Wachstum sind und solchen, die gearbeitet werden, muß eine kontrollierbare Futterration zugeteilt werden. Vielerorts haben sich Futterplätze, an denen die Pferde angebunden werden, bewährt. Leider besteht hierbei immer die Gefahr von Rangeleien, beispielsweise wenn ein Pferd schneller frißt als sein Nachbar.
Eine Innovation auf diesem Gebiet ist sicherlich die computergestützte Fütterung. Mittels eines implantierten Transponders im Hals des Pferdes kann es die ihm täglich zugeteilte Ration aus einem automatischen Kraftfutterdosierer zu sich nehmen wann immer ihm danach ist.
Diese aufwendige Installation führt uns zur Frage, ob nicht eine Verbindung der genannten Haltungsformen eine befriedigende Lösung wäre.

Die Symbiose

Eine durchaus akzeptable Lösung für Pferde, die sportlich genutzt werden, ist die nächtliche Boxenhaltung, kombiniert mit einer mehrstündigen (!) Weidehaltung. Hierbei kann man die Pferde vor und nach dem Koppelgang individuell füttern. Die abendliche Heimkehr in die Box erleichtert die Hufpflege und den Kontrollblick auf eventuelle Verletzungen.
Obwohl die Haltung im Freilaufstall die natürlichste ist, ist sie nicht immer zweckmäßig und oft nicht möglich. Die individuellen Bedürfnisse der Reiter lassen sich zumeist nicht mit der Großzügigkeit der ständigen Weidehaltung vereinbaren. Dies sollte aber trotzdem kein Grund sein, seinem Pferd einen regelmäßigen Weidegang vorzuenthalten. Wobei die Betonung bewußt auf dem Wort Weide liegt, da Koppeln - oft kaum größer als der Reitplatz, zertrampelt und bar jeder Möglichkeit zu grasen - keine Gnade in den Augen eines wahren Pferdefreundes finden können. Doch das ist eine andere Geschichte.
Andrea Kerssenbrock/Pferderevue


Checkliste
Was für wen?

Für welche Haltungsform Sie sich entscheiden, liegt ganz bei Ihnen, wir haben hier die wichtigsten Punkte kurz zusammengefaßt.


Boxenhaltumg
Jener Sportreiter, der sein Turnierpferd professionell trainiert und ihm neben der Arbeit ausreichend Bewegung an der Schrittmaschine oder in der Freilaufanlage ermöglicht, befriedigt die Bedürfnisse des ehemaligen Steppentieres auch in einer Box ganz gut.
Erlaubt er seinem Pferd zusätzlich ausgedehnte Spaziergänge oder Grasen an der frischen Luft, beeinflußt er damit das Wohlbefinden und die Gesundheit des Tieres positiv. Hingegen ist für Pferde, die von Amateuren mehr schlecht als recht bzw. sehr unregelmäßig geritten werden, und für Schulpferde diese Haltungsform höchst unbefriedigend. Einen verspannten Rücken nicht durch Buckeln lösen zu können, sich niemals wälzen zu dürfen und auf den Sozialkontakt mit Artgenossen verzichten zu müssen, kann zu gravierenden Problemen, zu Verhaltensstörungen, Untugenden und gesundheitlichen Schäden führen. Hier könnte vielleicht eine Paddock-Box Abhilfe schaffen (die übrigens immer häufiger anzutreffen ist).

Freilaufstall
Reiter, die ihr Pferd in einem Offenstall unterbringen, sind zeitlich ungebundener, da sie es nicht täglich bewegen müssen. Und obwohl das Pferd nicht regelmäßig gearbeitet wird, behält es durch den ganztägigen Weidegang und die natürliche Haltung sein ausgeglichenes Wesen. Ihre Besitzer sollten jedoch bedenken, daß sie im Winter aufgrund des dichten Fells nur begrenzt arbeiten können. Die Verkühlungsgefahr ist sehr hoch und das Pferd darf keinesfalls verschwitzt im Offenstall stehen. Der Zeitaufwand für die Pferdepflege ist zwar ebenfalls zu bedenken, sollte für einen wahren Pferdefreund jedoch kein Problem darstellen.

Vaquera Offline

Zeitspringer


Beiträge: 1.084

14.03.2006 10:05
#2 RE: Box, Paddock oder Offenstall? Antworten

Ich hoffe doch nicht, dass sich mein Pferd auf seinem Paddock wälzt. Schließlich sind da harte Steine.
Generell denke ich, sollte die Pferdehaltung dem jeweiligen Typ Pferd angepasst sein, denn man kann z.B. nicht jedes Pferd in einen Offenstall stellen, da es sich eventuell mit den anderen Pferden nicht versteht oder sich ständig verhauen lässt. Das kann ja dann auch nicht Sinn und Zweck einer solchen Haltung sein.
Ich denke aber, dass es für jedes Pferd unerlässlich ist, Sozialkontakt zu anderen Pferden zu haben. Und das heißt nicht nur, Schnuppern durch die Gitterstäbe der Box, sondern laufen und toben mit Artgenossen. Das vergessen leider manche Pferdebesitzer, aus Angst, ihr Sportgerät könnte sich dabei weh tun...

 Sprung  
Xobor Forum Software von Xobor.de
Einfach ein Forum erstellen
Datenschutz